FAZ Edition: “Ein südhessischer Blockbuster” (Zusammenfassung)

FAZ Edition: “Ein südhessischer Blockbuster” (Zusammenfassung)

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Von Rainer Hein

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(Auszug)

Seitdem stehen bei der Produktionsgesellschaft Soon Media die Telefone nicht mehr still und freuen sich Kinobesitzer in Südhessen über volle Häuser. Im historischen Erbacher Lichtspielhaus waren vor einigen Tagen gleich alle drei Säle gefüllt, am Mittwochabend fand sich in der zum Kino umfunktionierten Alten Turnhalle in Beerfelden auch kein einziger freier Platz mehr. „End of Landschaft“ führte zu stehenden Ovationen der 340 Besucher noch während der Vorführung, die einige der anwesenden Kommunalpolitiker hellhörig werden ließen. Applaudierte doch das Publikum gerade an den Filmstellen besonders laut, an denen ein Verfassungsjurist der Energiewende bescheinigte, zur „Perversion“ verkommen zu sein, und ein Bürgermeister aus Mecklenburg- Vorpommern resümierte, er fühle sich inzwischen an DDR-Zeiten erinnert.

… Denn Rehmanns „End of Landschaft“ ist die filmisch gekonnte Verbindung zwischen harten Fakten, die Wissenschaftler wie der Ökonom Hans Werner Sinn oder Landschaftsplaner wie der frühere Frankfurter Stadtforscher Jürgen Hasse vortragen, und berührenden Berichten von einfachen Menschen, denen die Energiewende im Wortsinne Haus und Hof geraubt hat. So erzählt ein in Ostfriesland lebender Bauer, wie ihm der Pachtvertrag gekündigt und damit seine Existenz ruiniert wurde, weil auf seinem Acker statt Kühe Windräder stehen sollen. Oder eine Ethnologin im Moselhunsrück über ihre Liebe zur Natur und ihren Schrecken über die vor ihrer Haustüre geplanten Windparks.

Dass „End of Landschaft“ passagenweise wie die Kombination aus Wirtschaftskrimi und romantischem Reisefilm wirkt, liegt am Drehbruch Rehmanns, der den Zuschauer mit auf seine Recherchereise durchs Windkraftland nimmt. Und am beeindruckenden Kontrast der Bilder – alte, dichte Buchenwälder, grüne Wiesen und weite, schier endlose Höhenzüge hier, riesige Rodungsflächen, auf denen die Baggerspuren wie Panzerfurchen aussehen, und vollständig verspargelte Küstenlandstriche dort. Die Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes Odenwald, Martina Limprecht, übernimmt im Film ebenfalls eine tragende Rolle. Sie ist einer Art verwunschene Waldfee mit langem Haar. Bei Spaziergängen mit ihrem Hund erzählt sie auf Lichtungen oder in kerzenerleuchteten Baudenkmälern mit einfachen, aber eindringlichen und berührenden Worten von der Bedeutung, die eine intakte Natur für ihr Leben und das ihrer Kinder hat.

Rehmann hat in Beerfelden betont, dass er keine politische Partei ergreift. Seine Recherchen hätten ihm allerdings die Überhöhung der Energiewende zu einer Art moderner Heilslehre vor Augen geführt und deren „Unwuchten“ in der Umsetzung gezeigt, die bis zu Manipulationen reichten. Sein Film sei daher als „ein Ruf nach sauberer Handwerksarbeit im Umgang mit Technologien“ zu verstehen und als Appell, die Kritik der Betroffenen ernst zu nehmen. Die Reaktion des Publikums hat diese Aufforderung unterstrichen.

Jörg Rehmann

Journalist - Autor

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