Ein tendenziöser Pressebericht – und was daraus wurde

Ein tendenziöser Pressebericht – und was daraus wurde

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“Die Dokumentation lässt nur Windkraftgegner zu Wort kommen”. – Mit diesem Fazit resümiert ein Rezensent der “Freien Presse Sachsen” die Vorführung von “End of Landschaft” in Freiberg vom 10. Oktober 2019. Was ist aus diesem Pamphlet geworden?

In der Vorführung habe es “keine zwei Meinungen über die Energiewende” gegeben, dafür aber Aussagen fern jedes guten Geschmacks”.
Nun können sich die Macher von “End of Landschaft” wirklich nicht über schlechte Presse beklagen, denn die Zahl der eindrucksvollen und positiven Berichte sind so überwältigend in der Mehrzahl, dass ein paar Ausreißer gut zu verkraften sind. Ausschlaggebend für diese positive Berichterstattung sind durchweg überfüllte Kinosäle, für die der Film fast ausnahmslos sorgte und nach wie vor sorgt. Nach jeder dieser Vorführungen gab es oft lange, differenzierte Diskussionen.
Aber für den Berichterstatter der “Freien Presse” war die Tatsache, dass in Freiberg positive Einstimmigkeit über den Film herrschte, eher negativ besetzt – als ob der Kinobetreiber, das Kinopolis Freiberg, Besucher mit anderen Ansichten an dem Besuch gehindert hätte. Da hatte also ein Bürger dem Kino diesen Film vorgeschlagen, das Kino hat ihn gezeigt, die Besucher fanden ihn einstimmig gut, – und das wiederum fand der Rezensent schlecht.
 

Fast die komplette Landratsverwaltung im Kino

Zu der Vorführung hatten sich Landräte, Kommunalpolitiker aller Couleur und sogar die Mitglieder des regionalen Bauausschusses eingefunden. Und ja, es wurde im Anschluss auch hier durchaus differenziert der Film und die Thematik diskutiert. Sogar das renommierte Göttinger Institut für Demokratieforschung hatte sich vor einem Jahr mit “End of Landschaft” beschäftigt. Denn auch wenn der Film streckenweise eine Erosion demokratischer Strukturen im Zuge der Energiewende dokumentiert, so haben doch die vielen Vorführungen die Kinos in höchst demokratische Foren verwandelt, in denen selten so tiefgründig und engagiert diskutiert wurde. Allein wegen dieser denkwürdigen Szenarien, die sich massenhaft mit dem Film ereignet haben, erinnern sich viele Kinobetreiber eindrucksvoll an die Vorführungen. Selbst bei bedenklichen Äußerungen von Kinobesuchern, die es auch in Freiberg leider gab, haben die Diskussionen den Wert von Demokratie und ihre Bedrohung durch die mittlerweile totalitären Züge der Klimabewegung gezeigt.
In einem Interview, das am heutigen 29. Oktober in der WELT veröffentlicht wurde, warnte der frühere Verfassungsrichter Hans-Jürgen Papier u.a. vor einer Aushöhlung der Demokratie durch Akteure der Klimabewegung.

Besucher gegen ihren Willen fotografiert

Bei “End of Landschaft” gab es bislang etliche Fälle, in denen “Interessenträger” der Windindustrie Kinobesucher gegen ihren ausdrücklich erklärten Willen fotografierten. Auch nach eindeutiger Unterlassungsaufforderung ließen sie nicht davon ab. Nach dem Motto “Wir wissen, wer du bist und wo du wohnst” sollten diese Kinobesucher vor allem dann eingeschüchtert werden, wenn sie Mandats- oder Funktionsträger von Verwaltungen, Naturschützer oder Grundbesitzer waren. Vielleicht war es gerade diese Verbindung von Agenten-Gehabe der Windkraftlobby und liberal-journalistischem Ansatz der Filmdokumentation, die so viele Menschen bewegte. Das dürfte vor allem für die ostdeutschen Bundesländer gelten, wo aus der Erfahrung der DDR-Diktatur noch eine andere Sensibilität gegenüber Stasi-Späher- und Mobbbingmethoden tradiert ist.
 

Austeilen aber nicht einstecken können

Die Aussage des “Freie Presse”-Rezensenten, der Film lasse “nur Windkraftgegner zu Wort kommen” war dennoch einer von insgesamt nur zwei Fällen, in denen die Filmproduktion bei der Zeitungsredaktion intervenierte. Vor allem Mitglieder der Grünen tönten in der Vergangenheit, der Film sei “einseitig”. Manche waren sich nicht zu schade, selbst die Filmmusik nach Dur und Moll, Tempo und Ductus zu unterscheiden und als “manipulatives Mittel gegen die Energiewende” zu interpretieren.
 
Nun gibt es ja auch Vergleichsmöglichkeiten mit Filmen der Pro-Klima-Bewegung. Abgesehen davon, dass alle diese Filme mit Millionenaufwand, finanziert durch Industriebranchen und Interessenverbände der EE-Lobby, gedreht wurden, wird dort viel mächtiger in die Trickkiste gegriffen. Wer es überprüfen will, google nach dem neuen Werk “2040 Wir retten die Welt” von Damon Gameau oder nach “Fridays” von Carl A. Fechner und Kollegen. Diese Filme sind schon dadurch gekennzeichnet, dass ihre Autoren von einem missionarischen Eifer beflissen sind, also gar keinen kritischen Abstand der Autoren zur behandelten Sache haben. Gleichwohl lohnt es, sich auch diese Arbeiten anzusehen, denn das Grundanliegen eines Schutzes der Erde und ihrer Bewohner ist ja ein Gutes.
 

Gescheiterter Diskreditierungsversuch eines Journalisten

Letztlich ist aber jeder Film ein synthetisches Machwerk und insofern natürlich manipulativ. Doch der Vorwurf, “End of Landschaft” zeige “nur Windkraftgegner” ist dumm, böswillig und sachlich falsch. Gerade weil ein Film synthetisch entsteht, ist es auch möglich, alle Arbeitsschritte genau nachzuverfolgen. So haben wir der “Freien Presse” Sachsen schlicht und einfach die Schnittliste übersandt. Diese Liste enthält alle, restlos alle noch so kleinen Bestandteile des Films über die gesamte Länge in Minuten, Sekunden und Millisekunden. Diese sind aufgegliedert in die Bereiche Dokumentation, Interviews und Filmzitate von Politikern, Gespräche mit Betroffenen usw. Diese Liste ist nicht nur der Nachweis, dass die Behauptung des Freie-Presse-Rezensenten falsch war. Sie ist auch der Nachweis, dass der Film höchst ausgewogen war. Denn wer als “Journalist” Interviews mit Wissenschaftlern und Experten den “Windkraftgegnern” zurechnet, macht vor allem eine Aussage über sein eigenes, schräges Verständnis eines interessengeleiteten Journalismus.
 
Angesichts dieser erdrückenden Beweislage hat die “Freie Presse” den merkwürdigen Beitrag ihres Kollegen aus dem Netz genommen. In Zeiten der Rettung des Regenwaldes und der Notwendigkeit von Waldzuwachs ist der Weg von “End of Landschaft” noch lange nicht zuende.
Jörg Rehmann

Journalist - Autor

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